Starkregen: Risiko ermitteln und Haus schützen
Mehrere Hochwasser-Ereignisse in den vergangenen Jahren haben gezeigt: Starkregen und seine Folgen können gewaltige Schäden anrichten – auch abseits von Flüssen oder anderen Gewässern. Erfahren Sie, wie Sie das Risiko für Ihr Haus beurteilen und es vor der nassen Gefahr schützen können.
Steigende Gefahr durch Starkregen
2023 haben wir einen traurigen Rekord gebrochen: Erstmals lag die globale Temperatur ein Jahr lang konstant 1,5 Grad höher, als in der vorindustriellen Zeit. Ursprünglich haben Wissenschaftler diesen Anstieg für das Jahr 2040 vorhergesagt. Fast alle Länder dieser Welt haben sich im Pariser Klimaschutzabkommen das Ziel gesetzt, den globalen Temperaturanstieg auf diese 1,5 Grad zu begrenzen. Denn jedes weitere zehntel Grad mehr wird fatale Folgen haben. Die zunehmende Überhitzung begünstigt extreme Wetterereignisse. Je mehr Energie in der Luft ist, umso mehr Starkregen, Hagel, Gewitter und Sturm wird es geben.
Wann und wo es zu Starkregen kommt, ist schwierig vorherzusagen. Das ZDF hat online aber eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung aufbereitet. Diese zeigt: Besonders im Süden Deutschlands und rund um die Stadt Hagen in NRW häufen sich die Starkregentage.
Wie Sie herausfinden, ob Ihr Haus durch Starkregen gefährdet ist
Für den Wert einer Immobilie ist die Lage ein entscheidender Faktor – und auch für das Hochwasser-Risiko. Selbstverständlich ist dieses bei Immobilien in Tal-Lage oder in der Nähe eines Flusses höher, als bei Häusern abseits von Gewässern auf einem Plateau. Selbst kleine Bäche und Rinnsale können bei Starkregen zu reißenden Strömen werden.
Aber nicht nur Häuser in der Nähe von Gewässern sind gefährdet. Denn auch die Bodenbeschaffenheit spielt bei Starkregen eine wichtige Rolle. Je mehr Fläche durch Asphalt, Beton oder Folie (Schottergärten) versiegelt ist, desto höher ist das Überschwemmungsrisiko. Deshalb sollten Sie das Risiko in Großstädten nicht unterschätzen. Regnet es in kurzer Zeit sehr stark und viel, kann das die Kanalisation überlasten und das Wasser sucht sich andere Wege.
Ein weiterer Faktor ist die Bodenbeschaffenheit. Lehmböden lassen beispielsweise nur wenig Wasser durch.
Tools für die Einschätzung der Starkregen-Gefahr
Inzwischen gibt es eine Reihe von Gefahrenkarten und Checklisten, die Daten von Pegelständen, Klimamodellen und geologischen Auswertungen zusammenführen. Kommunen und Behörden haben den Informationsbedarf erkannt und versuchen, die Bürger mit entsprechenden Plattformen und Tools zu unterstützen.
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige davon vor.
Lanuv: Hochwasserportal NRW
Auf der Webseite des Landesverbands für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) können Sie sich unkompliziert ein Bild von der Hochwasserlage in NRW machen. Zu sehen ist hier eine Karte mit allen Flüssen und Fließgewässern. Ein Ampelsystem zeigt verschiedene Warnstufen zu Wasserstand und Niederschlag. Zum Hochwasserportal.
Hochwasser Kompetenz Zentrum (HKZ): Hochwasser-Pass
Ziel des Hochwasser Kompetenz Zentrums (HKZ) ist es, deutschlandweit ein Netzwerk für Betroffene aufzubauen und diese mit Tipps, Forschung und Vorsorge zu unterstützen. Der Hochwasserpass bietet Tipps und Checks für Immobilieneigentümer an. Beispielsweise gibt es Downloads zu Starkregen, Hochwasser und Kanalrückstau sowie einen Quick-Check für die Ermittlung des Hochwasser-Risikos. Zum Hochwasser-Pass.
GIS-ImmoRis: Online-Tool des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Das Portal des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung visualisiert aktuelle und künftige Naturkatastrophen in Deutschland. Mit einem Klick auf die Karte erfahren Sie beispielsweise, wo in Deutschland viel Starkregen fällt und wie sich die Situation bis zum Jahr 2050 verändert. Auch für Wind, Erdbeben, Hagel, Waldbrand, Hitze und Schneelast gibt es Daten. Zum GIS-ImmoRisZum Hochwasser-Pass.
Geoportal.de: Kartenmaterial von Bund und Ländern
Etwas komplexer und weniger benutzerfreundlich mutet das Geoportal an. Es bietet umfassendes Kartenmaterial in verschiedenen Kategorien. Klicken Sie den Menüpunkt „Klima und Wetter“ an, um sich Starkregenereignisse oder potenzielle Überflutungsgebiete in Deutschland anzusehen. Link zum Geoportal.
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Gefahren durch Starkregen: Diese Risiken gibt es bei Immobilien
Nachstehend stellen wir Ihnen einige konkrete Gefahren und Lösungsmöglichkeiten vor. Diese Liste hat aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Rückstau durch Kanalsystem & steigendes Wasser in der Toilette
Von außen ist nichts zu erkennen, aber innen steht alles unter Wasser. Bei diesem Szenario ist es vermutlich zu einem Rückstau im Kanalnetz gekommen und das gesammelte Regen- und Fäkalwasser wird zurück in die Häuser gedrückt. In der Folge schwappen die Toiletten über – oft auch in den oberen Etagen. Möglich ist das, wenn das Abwasser aus dem Haus und das Regenwasser in einem Mischkanal angelegt sind. Ist dies der Fall, bietet sich der Einbau einer Rückstauklappe an der zentralen Abwasserausführung aus Ihrem Haus an. Diese verhindert, dass ein Rückstau im Kanalnetz das Wasser zurück in Ihr Haus drückt.
Ölheizung im Haus
Ein einziger überfluteter Öltank kann in einer ganzen Ortschaft großen Schaden anrichten. Leben Sie in einem Überflutungsgebiet, sollten Sie möglichst auf ein anderes Heizsystem umsteigen. Welche aktuellen Fördermöglichkeiten es aktuell durch das Gebäudeenergiegesetz gibt, erfahren Sie hier. Leben Sie in einem Wasserschutzgebiet, sind Sie verpflichtet, Ihren Öltank regelmäßig von einem Fachmann warten zu lassen.
Keller und Lichtschächte
Natürlich ist die Überflutungsgefahr im Keller am höchsten. Wasser sucht sich immer seinen Weg nach unten. Undichte Fenster und Lichtschächte sind oft Schwachstellen. Aber auch ein steigender Grundwasserpegel kann tückisch sein.
Folgende Maßnahmen können das Risiko verkleinern:
- Schräge Abdeckungen oder Klappen für Kellertreppen
- Passgenaue Außenklappen für Fenster und Lichtschächte
- Wasserdichte Kellerfenster, die sich nach außen öffnen lassen
- Maschinen und Heizungskörper nicht direkt auf den Boden stellen
Balkon und Terrasse
Selten werden Balkone oder Terrasse mit einer Neigung angelegt, durch die das Wasser abläuft. Staut sich dann bei Starkregen zu viel Wasser, kann dieses durch Balkon- und Terrassentüren dringen. Bei Balkonen und Terrassen ist es deshalb ratsam, sie nachträglich mit einer Ablaufrinne oder Drainage zu versehen. Für die kurzfristige Hilfe sind Sandsäcke geeignet, um die Türen abzudichten.
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