In Dormagen fehlen 850 Wohneinheiten bis 2030

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Arbeitsgruppe Wohnraumvision Dormagen 2024

2030 fehlen in Dormagen 850 Wohneinheiten – sofern es bei den derzeit geplanten Bauvorhaben bleibt. Zu diesem Ergebnis ist die von Laufenberg Immobilien gegründete Expertenrunde immovativ beim Abgleich von Wohnraumbedarf und Wohnbaupipeline gekommen. In der Arbeitsgruppe „Wohnraumvision Dormagen 2040“ bereiteten immovativ-Mitglieder aus Wirtschaft, Verwaltung, Baugenossenschaft und Seniorenvertretung deshalb einen Workshop vor, in dem zeitnah Lösungsmöglichkeiten erarbeitet und dann auf politischer Ebene besprochen werden sollen.

„Die im Auftrag des Rhein-Kreises Neuss erstellte Wohnbedarfsanalyse fordert 1.810 zusätzliche Wohneinheiten bis 2023“, erklärt Dr. Alfred Laufenberg, Geschäftsführer von Laufenberg Immobilien. „Dieser Zahl haben wir die geplanten Bauvorhaben gegenübergestellt.“ Die überwiegende Mehrheit der Wohneinheiten errichten die Wohnraumgesellschaft WORADO sowie die Baugenossenschaft Dormagen. „Zusammen mit kleineren Projekten privater Bauträger kommen wir auf etwa 960 Wohneinheiten, die relativ sicher in den kommenden sechs Jahren entstehen und somit auf 850 fehlende Wohneinheiten“, so Dr. Alfred Laufenberg. Auch über den Flächenbedarf ist sich die Expertenrunde einig: 24 Hektar Neubauland werden benötigt, um die zusätzlichen 850 Wohneinheiten zu bauen. Den geplanten Workshop möchte das immovativ-Netzwerk daher nutzen, um geeignete Flächen zu identifizieren und konkrete Lösungen vorzuschlagen.

Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe „Wohnraumvision Dormagen 2040“ analysierten aber nicht nur, wie viele Wohneinheiten benötigt werden, sondern beschäftigten dich auch mit den Bedürfnissen der Nachfrager. Basis hierfür waren unter anderem die aktuelle und auf der mehrere tausend Suchprofile umfassenden Interessentendatenbank von Laufenberg Immobilien, der aktuelle Zensus und Einkommensstatistiken von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder. „Zuwanderer sind vor allem 30- bis 50-Jährige aus Köln mit Kindern. Die suchen überwiegend Häuser zum Kauf. Dormagener Senioren suchen barrierearme Wohnungen in guter Infrastruktur als Ersatz für die zu groß gewordenen Einfamilienhäuser“, fasst Dr. Alfred Laufenberg zusammen. Hans-Peter Preuß, Vorsitzender des Dormagener Seniorenbeirats, ergänzt: „Das Thema Wohnen im Alter ist sehr vielschichtig und erfordert eine eigene Arbeitsgruppe.“ Doch auch für jüngere Menschen können barrierearme Wohnungen wichtig sein, wie Barbara Kelleher, Senioren- und Wohnberaterin bei der Caritas, weiß: „Manche denken früh ans Alter, andere leben bereits mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen und haben andere Wohnbedürfnisse als Gleichaltrige.“

Aspekte großer Arbeitgeber brachten Martin Voigt vom Currenta-Nachbarschaftsbüro und Betriebsrat Martin Marquardt in die Diskussion ein: „Nur ein Drittel der Currenta-Beschäftigten wohnt in Dormagen, etwa die Hälfte im Umfeld. Die Pendlerwege werden immer weiter, weil Wohnraum fehlt. Dabei ist das Einkommen der meisten Mitarbeiter im Chempark recht hoch.“ Ein Thema, mit dem sich auch Lidia Wygasch-Bierling von der Wirtschaftsförderung Dormagen regelmäßig auseinandersetzt. Denn anders als noch vor zwei oder drei Jahren erkundigen sich ansiedlungswillige Firmen inzwischen schon im frühen Stadium, ob es genügend Wohnraum für Mitarbeiter gibt. „Unternehmen machen ihre Ansiedlung also vom Wohnraum abhängig“, betont Dr. Alfred Laufenberg. „Die Wohnraum-Thematik und die wirtschaftliche Zukunft der Stadt Dormagen sind untrennbar miteinander verbunden.“

Wer Bauprojekte realisieren möchte, hat es dennoch nicht leicht. „Bearbeitungszeiten von einem Jahr für die Genehmigung geförderter Wohnprojekte sind unzumutbar“, klagen Baugenossenschafts-Vorsitzender Martin Klemmer und Architekt Florian Pacher. Eine erste positive Nachricht: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und Simon Gondeck von der Wohnraumförderung im Rhein-Kreis Neuss haben bereits eine Aufstockung des Personals veranlasst und weitere Unterstützung zugesagt. „Wir werden im Rahmen von immovativ weiterhin mit einer kleinen, kompetenten Arbeitsgruppe und weiteren Experten an Verbesserungen arbeiten“, so Dr. Alfred Laufenberg. Freuen durfte sich Robert Ullrich vom Fachbereich Städtebau über ein Kompliment der immovativ-Mitglieder: Seine Behörde arbeitet schnell.

Nach zweieinhalb Stunden intensiver Diskussion und klar definierten nächsten Schritten bleibt der Tenor der Arbeitsgruppe „Wohnraumvision Dormagen 2040“: Die unpolitische Expertenrunde ist die richtige Initiative, um Lösungen für das Wohnraumproblem für politische Entscheidungen fachlich vorzubereiten.